…oder, erkenne die Ursachen für deine Schmerzen oder Verletzungen
In meinem Beitrag „schneller, höher, weiter, …“ erwähnte ich kurz, dass ich meinen letzten „Wettkampf“, den BIG 25 Berlin, mit Schmerzen auf der linken Fußsohle gelaufen bin. Ich ging nicht näher darauf ein, um den Rahmen des vorgenannten Beitrags nicht zu sprengen. Das hole ich jetzt mit diesem Beitrag nach; Das Thema ist es wert.
Der Fersensporn ist ein Synonym für Schmerzen auf der Ferse oder weiter oben am Fersenbein, am Übergang zur Achillessehne (Haglundferse). Diese Schmerzen kommen in der Läuferszene nicht selten vor. Ich bin auf dieses Thema vor einem Jahr hier und hier und auch hier näher eingegangen. Meine Fersensporne hatte ich (eigentlich) ganz gut im Griff.
Anfang Oktober 2015, ca. 3 Wochen vor dem Frankfurt-Marathon, verspürte ich nach einer intensiveren Trainingseinheit beim Gehen plötzlich einen neuen Schmerz auf der linken Ferse. Ich konnte damit schmerzfrei laufen, nach den Trainingseinheiten kam der Schmerz aber immer wieder, einmal stärker ein anderes Mal weniger stark; typisch für den Fersensporn. Durch meine Eigentherapie wurde es immer besser und die letzten zwei/drei Monate waren die Schmerzen kaum noch spürbar. Auch nach dem Hamburg-Marathon, den ich völlig schmerzfrei lief, war alles gut; von dem Muskelkater in den Quadrizepsen abgesehen 😥 .
Eine Woche nach dem Hamburg-Marathon bekam ich eine leichte Erkältung und gönnte mir zwei Wochen Trainingspause. Dann, nach dem ersten lockeren 6 km Dauerlauf, meldete sich der Fersenschmerz wieder; völlig unerwartet. Drei Tage später kam er zum Ende eines intensiveren Lauftrainings, also schon beim Laufen, mit voller Wucht zurück 🙁 .
Den BIG 25 Berlin bin ich damit noch gelaufen. Die Schmerzen danach waren aber nicht schön. Das letzte lockere Training, drei Tage nach dem BIG25, machte keinen Spaß mehr; auch nicht die Schmerzen danach. Diese lassen jetzt jeden Tag (ohne Laufen) immer mehr nach. Ganz schmerzfrei kann ich aber immer noch nicht gehen; geschweige denn laufen.
Wie gehe ich damit um?
Laufpause, so lange bis ich wieder völlig schmerzfrei gehen kann. Erst dann fange ich wieder an zu laufen und taste mich vorsichtig an etwas größere Laufumfänge heran. Bei ersten Anzeichen von Schmerz wird der Lauf sofort abgebrochen.
Das ist aber nicht alles, denn eine Pause alleine würde nichts bringen. Die Ursache für die Schmerzen wäre immer noch nicht beseitigt. Aber was ist überhaupt die Ursache?
In meinem Beitrag „Wege zu einer verbesserten Beweglichkeit“ zähle ich einige typische „Baustellen“ bei Läufern auf. Darunter auch die Waden. Ich bin Vorfuß-/ Mittelfußläufer. Dieser Laufstil beansprucht stark die Waden, das weiß ich schon lange. Ich schenke meinen Waden auch viel Beachtung und „bearbeite“ sie regelmäßig mit der Blackroll; …eigentlich.
Erst vor einigen Wochen hat mich ein Bewegungstherapeut darauf hingewiesen, dass mein Problem mit der tiefen Hocke -darüber habe ich bereits einige Male hier geschrieben- an der eingeschränkten Beweglichkeit meiner Sprunggelenke liegt (keine Angst, ich schweife nicht ab 😉 ). Die Ursache hierfür seien meine total verhärteten Schollenmuskeln (M. Soleus). Ich weiß, dass die Waden nicht nur aus den Zwillingswadenmuskeln (M. Gastrocnemius) bestehen und kenne auch die anatomischen Unterschiede zwischen dem Soleus und dem Gastrocnemius. Der Ansatz des M. Soleus ist beispielsweise unter dem Knie, der des M. Gastrocnemius oberhalb des Knies. Der typische Wadenstretch mit gestreckten Beinen geht an dem M. Soleus spurlos vorbei. Ihn erreicht man nur bei gebeugtem Knie. Trotzdem spürte ich beim „richtigen“ Dehnen der Schollenmuskeln kaum etwas. Auf der Blackroll spürte ich zwar, dass diese Region des Wadenmuskels etwas, wie soll ich sagen, fester/ härter ist. Ich nahm aber an, es hängt mit der Kraft meiner Wadenmuskulatur zusammen. Beim Laufen hatte ich dort keinerlei Schmerzen.
Langsam komme ich zum Punkt 😀
Der Zusammenhang zwischen meinen verhärteten Schollenmuskeln und meinen Fersenspornen wurde mir neulich erst so richtig klar. Wenn es um den Bewegungsapparat geht, müssen wir in Bewegungsketten bzw. –Schlingen denken. Die verspannten Schollenmuskeln führen zum einen dazu, dass die Sprunggelenke unbeweglicher werden. Sie verursachen aber auch eine stärkere Zugspannung der Plantarsehnen. Die Sehnen ziehen beim Laufen am Fersenbein etwas fester als ihm lieb wäre. Das führt wiederum zu der Ausbildung des knöchernen Vorsprungs am Fersenbein, zum Fersensporn. Reibt die Sehne daran, entzündet sie sich (Plantarfasziitis) und verursacht die so unangenehmen Schmerzen.
Mein Blickwinkel reichte in diesem Zusammenhang bisher nur bis zu den Achillessehnen. Sie fühlen sich geschmeidig an und machen mir keine Probleme. Dass die Ursache etwas weiter oben liegen kann, erkannte ich bis dato nicht.
Warum kam der Schmerz ausgerechnet nach einer Laufpause ? Warum kam er überhaupt wieder? Meine verspannten Wadenmusklen habe ich schon ziemlich lange. Der Hamburg-Marathon ist mit Sicherheit nicht spurlos an meinen Waden vorbeigegangen und hat sie mit Sicherheit nicht geschmeidiger gemacht. Gibt es noch eine andere Ursache für die Schmerzen? Die Waden gehören zur sogenannten Streckerkette. Diese hört aber nicht am Sprunggelenk auf, sondern erst bei den…
…Zehen
Und schon habe ich die zweite Ursache für mein Problem mit dem Fersensporn „entdeckt“ 💡 . Da die Beweglichkeit meiner Zehgelenke ebenfalls zu wünschen übrig lässt, mobilisiere ich sie seit ca. 1,5 Monaten fast täglich; auch in den zwei trainingsfreien Wochen. Diese Mobilisation ist ziemlich unangenehm und sie erzeugt ebenfalls eine höhere Spannung der Plantarsehne. Wären meine Wadenmuskeln nicht so verspannt, könnte sich der Zug auf der Plantarsehne besser verteilen. So steht sie aber unter großer Spannung und triggert den Sporn 😥 .
Ich könnte mich nun ärgern, ganz nach dem Motto: „selber Schuld“. Das tue ich aber nicht. Ich bin froh, dass ich dies erkannt habe. Früher oder später hätten mich meine Beweglichkeitseinschränkungen sowieso erwischt. So kann ich an den Ursachen ansetzen, sie beseitigen und wieder schmerzfrei laufen; …
…so zumindest der Plan
Mein Ziel besteht nun darin, meine Schollenmuskeln mit Hilfe der Blackroll und weiterer Mobilisationstechniken wieder geschmeidig zu machen. Schaffe ich es nicht alleine, kenne ich einen guten Physiotherapeuten 😉 . Auch die Mobilisation meiner Grundgelenke, vor allem der Großzehe, setze ich fort. Flankiert wird das Ganze durch eine möglichst entzündungsarme Ernährung . Ich glaube an die Heilungskräfte des Körpers und bin zuversichtlich, auch wenn es etwas länger dauern sollte. Eine OP ziehe ich derzeit gar nicht in Betracht.
Die Beseitigung der Ursachen für meinen Fersenschmerz wird -hoffentlich- gleich zwei Effekte haben: Zum einen keine Schmerzen mehr beim Laufen und zum anderen mehr Beweglichkeit in den Sprunggelenken. Das Thema tiefe Hocke lässt mich nicht los 😀 .
Das Fazit…
…fällt trotz des etwas längeren Beitrags kurz und knapp aus: Schaue dir bei Schmerzen am Bewegungsapparat beziehungsweise bei bereits aufgetretenen Verletzungen unbedingt die „bösen Nachbarn“ der betroffenen Stelle an. Es müssen nicht zwangsläufig die unmittelbaren Nachbarn sein und es können auch mehr als nur einer sein. Gewisse Kenntnisse in der Anatomie zahlen sich dabei sicherlich aus. Ansonsten ist ein Blick eines geschulten Therapeuten Gold wert. Einen solchen zu finden, ist leider nicht so einfach.
Dein Peter Buchmann
Foto: Buchmann, “Look at the bad neighbours ”