Bis an die Grenzen des Seins – Markus Torgeby

Bis an die Grenzen des Seins – mein Leben als einsamer Läufer in der schwedischen Wildnis,
2018, Meyer & Meyer-Verlag, Aachen; ISBN 978-3-8403-7607-8

Es ist ein einfach geschriebenes, inspirierendes Buch. So einfach wie der Schreibstil, ist auch das Leben von Markus Torgeby; ein einfaches, bescheidenes Leben, in dem das Laufen eine große Rolle spielt.

In der Einfachheit des Seins liegt die Faszination. Die Herausforderungen, die ein Leben in einem Wald in Schweden an einen Menschen stellt, insbesondere im Winter, werden hier eindrucksvoll beschrieben.

Markus Torgeby beschreibt seinen Weg von einem talentierten, auf Hochleistung fokussierten Langstreckenläufer hin zu einem Läufer jenseits von „schneller, höher, weiter„. Es ist für mich eine kritische Auseinandersetzung mit der Hochleistungsgesellschaft. Eine „leise“ Kritik, die immer wieder subtil durchschimmert:

  • „Ich verstehe nicht, wie Menschen jeden Tag arbeiten können“
  • „Ich halte fünf Tage im Altenheim durch. Dann habe ich genug Geld für drei Monate“
  • „Die Sporthalle war voller Unternehmer, die die Gelegenheit ergriffen, um ihre Produkte zu verkaufen….So viel Zeug, um etwas zu trainieren, was so einfach ist“
  • „Ich laufe, weil ich laufen möchte. Nicht, um Leistungen zu erbringen.“

Neben Wald, Kälte, Laufen, Essen, Hungern schreibt Torgeby auch über seine Familie, insbesondere über seine Mutter, die bereits ziemlich jung an MS erkrankt ist. Torgeby spürte immer. dass es keinen Platz für ihn in seiner Familie gibt. Das veranlasste ihn dazu, diesen ungewöhnlichen Weg in seinen jungen Jahren zu gehen.

Torgeby gewährt dem Leser auch einen Einblick in die Trainingsmethoden afrikanischer Läufer.  Sein „Trainings-Abenteuer“ in Tansania erscheint einerseits faszinierend, es kann aber auch schnell desillusionieren.

Warum wird mein Körper ruhig, wenn ich mich anstrenge, wenn ich richtig friere oder ein bisschen Hunger habe?

Ich erkenne mich in dem obigen Zitat von Markus Torgeby wieder. Ist das der Zugang zum Sein, zum Sich-Spüren, zum gegenwärtigen Augenblick? Laufen, kalt Duschen, Fasten; ich glaube, es geht dabei weit über die rein biochemische Komponente hinaus.

Meine Rettung war, als ich all dies hinter mir ließ und alles entfernte, was hätte gemessen werden können: Distanzen, Geschwindigkeiten und Zeiten. Dinge, die manche inspirieren, aber noch mehr Menschen am Vorankommen hindern.

Auch mit diesem Zitat spricht Torgeby mir aus der Seele. Wie oft höre ich von Menschen „…noch dreitausend Schritte, dann habe ich meine zehntausend für heute voll“. Ich bin dann immer hin- und hergerissen. Einerseits finde ich es gut, dass sie sich bewegen. Andererseits finde ich es befremdlich, dass sie dafür eine App, einen digitalen „Helfer“ benötigen.

Meiner Meinung nach besteht die Herausforderung unserer Zeit darin, mit all dem einfach aufzuhören.

Ganz meine Meinung 😉

„Bis an die Grenzen des Seins – mein Leben als einsamer Läufer in der schwedischen Wildnis“,
2018, Meyer & Meyer-Verlag, Aachen; ISBN 978-3-8403-7607-8; Preis € 14,95.

Dein Peter Buchmann

P.S. „Vielen Dank an Ben für diese Inspiration“

 

Titelfoto: „Bis an die Grenzen des Seins“,

Ein Gedanke zu „Bis an die Grenzen des Seins – Markus Torgeby“

  1. Toller Artikel, lieber Peter! Ich habe das Buch stilecht am schwedischen See in einer Hängematte gelesen – und es gehörte zu den Büchern, von denen ich mir gewünscht habe, dass sie nicht so schnell durchgelesen werden könnten.
    Schon während der ersten Seiten wusste ich, dass ich dir das Buch nach dem Schweden-Urlaub geben werde und es dir gefallen würde.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.