Selbst- versus Fremdwahrnehmung – mein Laufstil

Als Trainer korrigierst du normalerweise andere, denn du weißt wie ein guter Laufstil auszusehen hat. Leider wirst du selbst selten bis gar nicht korrigiert. So schleifen sich, meist unbewusst, Fehler ein. Diese Fehler siehst du selber nicht. Deswegen lohnt es sich auch, vielleicht insbesondere, für Trainer, sich auch einmal coachen und bei Bedarf korrigieren zu lassen. Das wurde mir am letzten Wochenende sonnenklar.

Seit Anfang des Jahres absolviere ich eine Ausbildung zum praxisorientierten Fachberater für Training und Sporttherapie/ Sportheilpraktiker an der Paracelsus Schule in Hamburg. Letzten Sonntag sind wir unter anderem auch gelaufen. Eigentlich wollten wir hauptsächlich an der Schulterarbeit (Armeinsatz) arbeiten, denn wir waren mit den Xco Hanteln unterwegs. Dabei fiel der Dozentin -und auch den anderen Teilnehmern- „nebenbei“ auf, dass ich zu aufrecht, in einer Art Hyperlordose, laufe. Zudem ist mein Vorfußaufsatz suboptimal, ich bremste mich mit jedem Schritt selbst aus. Ich weiß nicht, ob ich schon immer so gelaufen bin oder ob sich das eine oder andere erst nach meiner Knie-OP eingeschlichen hat. Um mein Knie zu entlasten bin ich vermutlich von meinem Mittelfußlaufstil wieder in Richtung Vorfußlauf abgedriftet. Die Tendenz zur Hyperlordose habe ich aber schon länger.

Zwei Tage nach dieser Erkenntnis habe ich mich bei einem lockeren Dauerlauf nur auf die beiden Sachen konzentriert:

  • Bauchnabel nach innen (Ausrichtung des Beckens)
  • Mittelfußaufsatz

Die Atmung als ein gutes Korrektiv

Dabei stellte ich fest, dass meine Atmung in den Bauch, solange ich mich auf den „Bauchnabel“ konzentrierte, bis nach oben in die Flanken ging. Im unteren Rücken spürte ich die Atmung nicht. Das tat ich aber sonst immer, wenn ich beim Laufen bewusst tief in den Bauch geatmet, den Bauchnabel jedoch nicht nach innen gezogen habe. Das fühlte sich im unteren Rücken nicht so gut an. Ich verband dies jedoch nicht damit, dass mein Rumpf nicht ausreichend stabilisiert war.

Die zweite Erkenntnis war, dass ich, sobald ich wieder stärker in die Rückenlage ging, sich die (leichte) Bauchspannung löste, die Luft nicht mehr oben in den Flanken ankam. Das scheint für mich ein guter Indikator dafür zu sein, ob ich gut stabilisiert, mit einem nach innen gezogenen Bauchnabel, laufe.

Ich neige selbst schnell zu Übertreibungen, deshalb noch der kurze Hinweis: Die Bauchspannung sollte sich dabei nicht unangenehm anfühlen. Es reicht aus, den Bauchnabel etwas nach innen zu ziehen. Du musst dabei nicht noch extra deine Rumpfmuskulatur anspannen. Das würde dich zusätzlich anstrengen und dich schneller ermüden lassen.

Die Streckerkette latent überbelastet

Während dieses Laufs habe ich noch eine andere Idee entwickelt bzw. einen Zusammenhang gefunden. Neben dem linken, operierten Knie fühlt sich auch mein rechtes Knie seit einiger Zeit nicht gut an, und das, obwohl ich relativ wenig Sport mache. Ich vermute, dass die Grundspannung (Muskeltonus) meiner gesamten Streckerkette dauerhaft zu hoch ist. Das wirkt sich entsprechend negativ auf die Kniegelenke aus. Inwieweit hier etwaiger Stress und/ oder die Ernährung im Sinne des Säure-Basen-Haushalts ursächlich sind, weiß ich nicht. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass auch die Hyperlordose während des Laufens dazu beitrug.

Der untere Rücken musste mehr arbeiten / stabilisieren. Er musste teilweise die Arbeit übernehmen, die sonst die Bauchmuskeln verrichten. Als Teil der Streckerkette übertrug sich die zusätzliche Anspannung der unteren Rückenmuskulatur auf die weiteren Muskeln dieser Kette, den Quadrizeps, die Waden und ggf. sogar die Zehen. Darunter haben nun die Knie zu leiden. Wie bereits erwähnt, es ist nur ein möglicher Zusammenhang, der für mich aber nicht abwägig erscheint.

Hierzu fand ich soeben, da war ich mit dem Beitrag schon fertig, noch den nachfolgenden Satz im Buch „Werde ein geschmeidiger Leopard„:

Jedes Mal, wenn Sie in der Hüfte abknicken, aktivieren Sie Knie und Quadrizeps anstelle von Hüften und hinteren Oberschenkelmuskeln – damit überlasten Sie diese Strukturen sowie die Bänder des Quadrizeps, die Patellasehne und weitere Elemente deutlich„.

Wer vorwärts kommen will, sollte nicht unnötig bremsen

Eine weitere Erkenntnis war, dass ich mich beim Laufen selbst ausbremste. Zum einen durch den falschen Vorfußaufsatz und zum anderen durch die Überstreckung des Oberkörpers nach hinten. Damit habe ich mir quasi unbewusst ständig selbst signalisiert, dass ich eigentlich gar nicht vorwärts kommen will; verrückt 😎 .

Selbst, wenn ich von diesem Wochenende, an dem wir noch viele andere, interessante Themen durchgenommen haben, nur diese Erkenntnisse mitgenommen haben sollte, hat sich das für mich schon gelohnt 😛 .

Wo driftet bei dir die Selbst- und die Fremdwahrnehmung auseinander? Hast du schon einmal darüber nachgedacht? Über deinen Kommentar freue ich mich.

Dein Peter Buchmann

 

Foto: Pixabay.com © „Wahrnehmung“,  Bildnachweis nicht erforderlich

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