Einzelcoaching – Nur ein Tritt in den Hintern

Nachdem ich im Oktober letzten Jahres die Bewerbungs-Mail von Ben las, war mein erster Gedanke: „Du brauchst nur einen Tritt in den Hintern“.

Er ist doch schon fit

Was kann ich bei jemandem, der sich bereits bewusst (gesund?) ernährt, sportlich ist, früher sogar im Verein turnte und kein offensichtliches Übergewicht oder sonstige Krankheiten hat, herauskitzeln? Das war meine erste Frage und zugleich die Haupt-Motivation. Meine zweite Motivation war: Ein Lehrer, dazu Sportlehrer, benötigt anscheinend meine Hilfe, um wieder fit(ter) zu werden. Ich fand es schon ziemlich beeindruckend und gleichzeitig mutig von Ben. Nicht jeder in seiner Situation würde sich darauf einlassen, draußen herumzuturnen und dabei „Gefahr zu laufen“, von den eigenen Schülern oder deren Eltern gesehen zu werden. Ich sagte Ben sehr gerne zu.

Nach unserem ersten gemeinsamen Termin Ende April d.J.(Erstanamnese zzgl. einiger Leistungstests) legten wir das Ziel gemeinsam fest: Das Personaltraining soll eine Initialzündung sein, damit Ben wieder regelmäßig in die Puschen kommt. Zudem waren wir uns einig, dass ein Gewichtsverlust von 3 kg, davon möglichst viel Fett, am besten am Bauch (welcher Mann möchte das nicht?), ein erstrebenswerter Nebeneffekt wäre.

Wie es weiter ging,…

…erzählt Ben am besten selbst:

Ben Hintz, Grundschullehrer mit Patchworkfamilie in Bad Oldesloe, 36 Jahre. Ich habe viele Jahre geturnt und erfolgreich an Mehrkampfmeisterschaften (Turnen, Leichtathletik, Schwimmen) teilgenommen. Selbst bei Wettkämpfen auf Bundesebene muss man in dieser Wettkampfart kein Spitzensportler in einer der Disziplinen sein – viel mehr ist es wichtig, durch Vielseitigkeit zu punkten. Der Sportart (vielmehr: den Sportarten) ging ich bis zum 30. Lebensjahr -mal mehr, mal weniger intensiv- nach.

Mit dem Umzug nach Bad Oldesloe 2014 verlagerte sich mein Fokus auf den Job sowie die Familie, das Private. Dazu gehören viele spannende Projekte in der Schule, eine berufsbegleitende Ausbildung zum Gestalttherapeuten und eine Freizeit, in der der Sport bewusst in den Hintergrund rückte. Familie, Freunde, Urlaube wurden wichtiger, Entspannung bekam mehr Raum. Sport blieb ein Thema, allerdings ohne den bisherigen Leistungsgedanken, dafür spaßorientierter: Volleyball im Kollegium, SUP-Touren auf der Trave, ab und an eine Joggingrunde durch das Brenner Moor. Mein ehemals durchtrainierter Körper veränderte sich. Das fiel mir auf, allerdings war ich nie unzufrieden. Doch etwas anderes vermisste ich: Das Gefühl, körperlich an meine Grenze zu gehen. Meinen Körper herauszufordern. Vielleicht auch ein wenig der Wettbewerb. Doch die Motivation, der „Tritt in den Hintern“ fehlte mir.

Im Oktober 2018 hörte ich von meiner Frau, dass Peter für sein Projekt „Personal Training“ Testpersonen sucht. Nach einem kurzen eMail Kontakt konnte ich mich auf den Start des Projektes mit ihm im späten Frühjahr 2019 vorfreuen – und gleichzeitig war mir klar: Dann wird es ernst. Ernst… im Sinne von: Bald fällt es auf, wenn ich abends bei einem spannenden Film auf der Couch die Lakritztüte in der Hand habe. Es fällt auf, wenn ich nach den Lakritz noch ein Eis esse. Ich weiß, dass Zucker eine Droge ist, und dennoch gab es sehr viele Gelegenheiten, in denen ich mich dieser Sucht hingab. Durch viel Sport und einen aktiven Lebensstil habe ich immer viel essen können, war mir aber nicht immer bewusst, was ich alles an ungesundem Kram in mich hineinschob.

Vor 2014 war bei meiner Ernährung definitiv noch viel Luft nach oben. Mit meiner persönlichen Entwicklung der letzten Jahre wurde es besser. Ich probierte kulinarisch viele Dinge an und mit mir aus. Die „Vegan for fit“ Challenge (30 Tage keine tierischen Produkte, kein Weißmehl, kein Zucker), im Anschluss 1 1/2 Jahre vegane Ernährung, immer wieder Phasen, in denen der Süßigkeitenkonsum reduziert wurde. Im Gegensatz zu früher gab es auf meinem Speiseplan mehr Gemüse, mehr Abwechslung, kaum Weizen, Ingwerwasser und Tee statt Fanta light, aber noch immer zu oft Brot, Zucker, Chips und von allem zu viel. Mit meiner Bewerbung, und meinen damals knapp 73 kg Körpergewicht war mir bewusst, dass all das genau unter die Lupe genommen wird.

Zum Antrittsbesuch bei Peter am 29.4.2019 standen schon mal nur noch 70,5 kg auf der (lange nicht mehr genutzten) Waage. Dazu 17,5% Körperfettanteil. Ich war zufrieden. Fühlte mich in keinster Weise zu dick oder schlecht proportioniert. Das änderte sich, als Peter mit den Händen, dann mit dem Caliper in meinen Bauch- und Hüftspeck kniff… Klar, auch wenn die Menge überschaubar ist: Zusätzliches Fett belastet den Körper. Die paar Kilogramm sind nicht sonderlich bedrohlich, aber warum nicht den Versuch wagen, hier noch gesünder zu werden? Das Ziel war jedoch nie, abzunehmen, sondern einfach wieder sportlicher und fitter zu werden, auch wenn das eine leichte Gewichtsabnahme vermutlich beinhaltete. Unsportlich und unfit fand ich mich schon Ende April nicht. Ich habe eine ordentliche Zahl Klimmzüge geschafft und hing flotte vier Minuten an der Stange rum [PB: das hat mich stark beeindruckt] – Griffkraft-Muskelkater die nächsten fünf Tage inklusive .

Nach der Erst-Messung und dem ersten richtigen Training konnten Peter und ich uns aus terminlichen Gründen drei Wochen nicht treffen. Mein Schweinehund und ich lehnten sich 21 Tage zurück, versanken wie gewohnt in Arbeit, Weiterbildung und Freizeitentspannung und zwangen sich zu einer einzelnen Joggingeinheit. Sportlich eine miese Ausbeute. Dann kam Peter. Nach unserem ersten „richtigen“ Training wusste ich, was es heißt, wenn einen der Muskelkater im kompletten Körper über ganze vier Tage begleitet. Das kannte ich nicht. Ich genoss es, zu merken, wie meine Muskulatur „nacharbeitet“ – und war gleichzeitig nicht in der Lage, 3-4 solcher Trainingseinheiten pro Woche zu absolvieren – ohne Peter. Ich merkte sofort wieder, wie sehr mir der Antrieb fehlt, mich zu solchen Workouts alleine aufzuraffen. Musste ich ja nie. Mein ganzes Sportlerleben hatte ich in Vereinen verbracht, es gab keinen Grund, sich alleine zum Training zu motivieren, ich war schlichtweg niemals alleine gewesen. Somit beruhigte mich nun der wöchentliche Termin mit Peter.

Ich bekam gesagt, was ich zu tun hatte, und genau das zog ich durch – zu 100%. Apropos 100% – der Part am Fitnesspark auf dem Exer (übrigens: tolle Anlage, die viele verschiedene Trainings ermöglicht) verlangte von mir wirklich alles. Peter und ich joggten knapp zwei Kilometer dort hin und ackerten uns durch einen wirklich Grenzen aufzeigenden (Grenzen verschiebenden?) Zirkel. Zeitlich festgelegt durch eine einfache Timer-App (Tabata Timer) gab’s kein Abschlaffen – vor allem nicht neben meinem 14 Jahre älteren Coach, der bei Vollanspannung auch noch die sportwissenschaftliche Erklärung zu den Übungen parat hatte. Am Ende des Workouts kauerte ich schnaufend auf dem kleinen Betonklotz neben dem Parkour und musste den gemeinsamen Rückweg (wie ich später merkte: inkl. Geh-Pausen) ein wenig nach hinten schieben, um einfach nur wieder normal zu atmen. Peter fragte des Öfteren, ob es zu hart war – ja, es war hart. Sehr hart. Und es war exakt meine Grenze. Perfekt – daran möchte ich arbeiten.

Auch bei den weiteren Trainings fühlte ich mich sehr gut aufgehoben. Die Erwärmung passte sehr zu den jeweiligen Übungen und zum Haupt-Workout. Das Anpassen an meine individuelle Grenze schätze ich nicht so leicht ein. Und doch hat es immer gepasst. Manches Mal schätzte ich den Tagesplan als „locker zu schaffen“ ein und stellte währenddessen fest, dass ich nicht einen einzigen weiteren Liegestütz gepackt hätte. Andere Male war ich schon bei der Besprechung des Tagesplanes fix und fertig – und doch war es am Ende machbar. (Einen Tag gab Peter mir eine Runde Rabatt… welchen ich nach einer kurzen Überlegung dankend ablehnte und auch Runde 5 durchzog – im Nachhinein genau richtig. Da war sie wieder… diese Grenze! [PB: da habe ich Ben offensichtlich unterschätzt]) Muskelkater fühlte ich über die Wochen jeweils nach den Einheiten. Ganzkörperlich. Beim Treppensteigen. Beim Sitzen. Beim Radfahren. Ein gutes Gefühl breitete sich aus. Nach sechs Wochen wurde der anschließende Muskelkater weniger. Und das gute Gefühl immer breiter.

Anfang Juni stellte ich meine Ernährung auf Peters Tipp hin auf „Low carb“ um. 100g Kohlenhydrate pro Tag – uff. Low carb. Ich. Ich liebe es, morgens Brötchen zu frühstücken, ich liebe Baguette am Abend. Ich liebe Reis, Kartoffeln, Nudeln, … dass all das jetzt tabu sein sollte, klang erstmal hart – und war es auch. Eine Woche musste vergehen, bis diese Ungewohntheit und die Sucht nach Zucker kleiner wurden. Danach war es einfach. Ich frühstückte jetzt erst am späten Vormittag in der Schule. Oft einen Mix aus Haferflocken, Amaranth, Chia, Obst, Nüssen. Kalt als Müsli mit Reismilch oder als Porridge gekocht mit Hafermilch. Damit waren meine 100g auch schon verbraucht. Nachmittags als Snack war ich in der ersten Zeit süchtig nach Karotten mit Humus. Irgendwas brauchte mein Körper darin ganz dringend [PB: vermutlich Betacarotin und zusätzliche Kohlenhydrate, die immerhin mit ca. 10 g pro 100 g Karotten zu Buche schlagen]. So viele Karotten habe ich lange nicht mehr gegessen. Statt Brot gab es zum Abendessen eine Gemüsepfanne, frischen Salat mit gebratenen Kichererbsen, ein Omelett mit Avocado, großartig. In der Zeit feierten wir innerhalb der Familie drei Geburtstage, unter anderem meinen eigenen. Ich gönnte mir jeweils ein Stück Kuchen – komplett ohne schlechtes Gewissen. Es war lecker, ich war die restliche Zeit sehr konsequent – und martern wollte ich mich auch nicht. Trotzdem: Auf das erste Eis nach der Zeit mit Peter freute ich mich schon jetzt. Das gab es dann einen Tag nach Ende des Personal Trainings tatsächlich: das traditionelle Zeugnis-Eisessen mit der Familie. Nach läppischen zwei Kugeln war ich pappsatt. Gut, dass ich instinktiv nicht den üblichen 30- Zentimeter-Becher geordert hatte.

Zusammenfassend bin ich sehr erstaunt, dass ich in sechs Wochen Training (davon fünf Wochen Low-carb-Zeit) 5,3 kg an Gewicht verloren habe – davon 3,9 kg Fett. Ausgehend von meinem Bewerbungs-Gewicht 2018 sind das jetzt mehr als 7 kg, also deutlich über 10% meines Körpergewichtes, die vorher mit versorgt werden mussten, obwohl sie unnütz – ja sogar ungesund für mich waren. Meine Muskeln sind definierter. Ich merke diesen Gewichtsverlust bei vielen Übungen, die mir wesentlich leichter fallen als vorher. Ich merke ihn auch außerhalb des Sports. Der schönste Nebeneffekt: Ich bin tagsüber und abends nicht mehr so müde, habe mehr von meinem Feierabend und schaffe es, Hunger auszuhalten. Zeiten, die mein Körper in mir aufräumen kann und nicht dauer-aktiv mit irgendeiner Art von Verdauung sein muss.

Mit den richtigen Übungen und der richtigen Intensität hatte ich unerwartet schnelle Erfolgserlebnisse. Meine angedeutete Trägheit hat ihre Berechtigung verloren. Es braucht nicht viel, um aktiv zu sein. Plätze zum Trainieren hat Peter mir in meiner unmittelbaren Umgebung gezeigt – Übungen ohne großen Aufbau, ohne Aufwand, ohne Geräte, ohne viel benötigte Zeit. All diese Ausreden, die in mir aufploppten, hat Peter mir ein großes Stück weit genommen. Er hat mir gezeigt, dass jedes nicht-auf-dem-Sofa-sitzenbleiben, jedes Training ein Fortschritt ist. Dass es mit dem richtigen Know-how und Bewusstsein keine große Hürde bedeutet, am Ball bzw. mit seinem Körper in einem gesunden Kontakt zu bleiben. Der „Tritt in den Hintern“ in meinen Gedanken war weitaus energieraubender als das Workout an sich. Und keine Überwindung ist zu groß für das Gefühl danach. Das Gefühl ausgepowert, verschwitzt und glücklich in den Sitzsack im Garten zu sinken. Danke, Peter, für diese intensive Erfahrung.

Zum Ende eine kleine Anekdote aus dem ersten Training:

Peter: „Komm, wir gehen erstmal eine kleine Runde spazieren.“

Ich denke so… „Das ist ja nett. Erstmal ´n bisschen spazieren und quatschen.“

Peter redet in meine Gedanken: „Ach, nimmst du bitte die Kettlebell mit?“

Ich etwas entsetzt: „Die 16 kg Kettlebell??“ Peter lacht: „Klar, du kannst ja mal die Hand wechseln.“

Und so lernte ich es kennen, Dinge zu tragen. Einseitig. Wie oft gesagt wird: ungesund. Ich sage: Nein. Der Körper kann viel ausgleichen. Der Körper kann allgemein so vieles. Man muss nur auf ihn hören und in sich hineinspüren, was einem gut tut und was nicht. Dabei aber immer differenzieren – ist es Faulheit oder sind es Schmerzen. Peter hat meine Wahrnehmung hierfür reaktiviert.

Ben: links am  29.04.2019 (70,5 kg / KFA 17,5%) und rechts am  30.06.2019  (65,2 kg / KFA 12,9%)

Ich habe Ben´s Bericht, der mich persönlich sehr berührt und gefreut hat, mit seiner ausdrücklichen Erlaubnis (fast) 1:1 hier abgedruckt. Meine Bitte an Ben lautete, mir ein ehrliches Feedback zu geben, dabei auch ruhig kritische/ negative Aspekte aufzuzeigen -wenn es solche aus seiner Sicht geben sollte-. Denn nur so kann ich mich als Coach / Trainer weiter verbessern. Mit einer solchen Werbung für mich/ mein Coaching habe ich definitiv nicht gerechnet; Danke dafür, Ben.

Testphase beendet

Mit diesem Einzelcoaching habe ich die Testphase beendet. Es hat mir großen Spaß gemacht, und die Ergebnisse  können sich sehen lassen. Das veranlasst mich nun dazu, in kürze weitere Einzelcoachings (und ggf. Gruppentrainings) anzubieten.

Dein Peter Buchmann

 

Titelfoto: Pixabay.com © „Beratung, Training“, Bildnachweis nicht erforderlich; Bild im Text: Buchmann_privat© „PT_Ben“

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