Einfach spielen, einfach trainieren

Die Natur als Lehrmeister

Während die meisten nach Abkürzungen suchen, gehe ich gerne Umwege. Warum nur 2 Kilometer an der Straße entlang gehen, wenn ich 3 Kilometer -manchmal noch mehr- durch ein Naturschutzgebiet gehen kann? So ging ich neulich  wieder, wie so oft, durchs Brenner Moor von der Arbeit nachhause  und sah wie zwei Eichhörnchen miteinander  spielten. So deutete ich das zumindest. Es sah aus als würde das eine Eichhörnchen das andere jagen. Sie liefen im Affen-, äh ich meine „Eichhörnchenzahn“ um einen Baum herum. Dabei überwanden sie auch etliche Höhenmeter in kürzester Zeit, so als ob es für sie keine Schwerkraft gäbe. Es war so beindruckend, dass ich stehen blieb und lächelnd zusah. Das Schauspiel ging so 15-20 Sekunden weiter bis die beiden mich bemerkten. Sie blieben abrupt stehen und rührten sich erst einmal nicht. Nach kurzer Zeit verschwand das eine Eichhörnchen in den Tiefen des Baumes. Das andere blieb noch eine Weile auf einem Ast liegen und starrte mich an. Nach weiteren 20-30 Sekunden verschwand auch das zweite Eichhörnchen.

Spielerisch trainieren?

Solche Erlebnisse regen mich zum Nachdenken an, mittlerweile mehr als früher. Kann/ sollte ich daraus etwas lernen? Kann ich etwas davon auf mein Training übertragen? Kann ich etwas davon ins Coaching  einfließen lassen? Diesmal wurde mir wieder einmal mehr bewusst, dass Bewegung, körperliche Betätigung  öfter  spielerisch gestaltet werden sollte. Das propagieren mittlerweile viele Coaches/ Trainer. Einer davon ist zum Beispiel der ehemalige US-amerikanische Marathonläufer Mark Sisson.

Lässt sich das aber auch auf das Training, also ein gezieltes, strukturiertes Üben, das durch bestimmte (Trainings)Reize entsprechende Anpassungen im Körper hervorruft, übertragen? Kann ich das bei der Vorbereitung auf ein künftiges Sportereignis, zum Beispiel einen Marathon, anwenden? Ich weiß es (noch?) nicht. Es dürfte sich vermutlich nur schwer umsetzen lassen.  In der Natur geht es in der Regel eben nicht um den Wettkampf, Bestzeiten, mehr Muskelmasse, noch mehr Kraft. Dort herrscht vielmehr ein Gleichgewicht, eine Homöostase; und diese lässt sich auch spielerisch erreichen.

Einfach aber nicht -unbedingt- leicht

Bei dem Spektakel mit den Eichhörnchen schoss mir auch noch ein zweiter Gedanke durch den Kopf: Bewegung / körperliche Betätigung sind einfach. Alles in der Natur funktioniert einfach. Nichts ist (muss) kompliziert (sein). Einfach ist dabei nicht zu verwechseln mit leicht. Bestimmte Reize/ Stressoren brauchen alle Lebewesen, auch bzw. besonders wir Menschen, um gesund zu bleiben -oder erst zu werden-. Etwas Anstrengung gehört somit unbedingt dazu. Das Prinzip dahinter nennt sich Hormesis.

Auf die Vorzüge der Einfachheit beim Training kam ich vor einiger Zeit über die mittlerweile nur noch passive Seite von Sebastian Müller „Vereinfachedeintraining.com„.  Darüber stieß ich auf den Coach Dan John. Seit dem beschäftigt mich das Thema „einfache Trainingsmethoden“ immer wieder. Ich versuche, mein Training und das meiner Klienten so einfach wie möglich zu gestalten. Denn ich bin mir mittlerweile sicher, dass es auch im Sport einfach (nicht leicht!)  funktionieren muss bzw. funktioniert. Alle Konzepte, Trainingspläne, die sehr kompliziert erscheinen, sollten vor diesem Hintergrund kritisch hinterfragt werden.

Übertragen auf mein aktuelles Trainingsprogramm bedeutet das zum Beispiel: Sobald der Trainingsplan für die erste Woche steht,  steht der Plan gleichzeitig auch für die weiteren 11 Wochen fest. Die Änderungen im Zuge der Progression stellen dann nur kleine Nuancen dar. Der Kern bleibt über die ganze Zeit der spezifischen Trainingsperiode, meistens 12 Wochen, der gleiche. Das erleichtert das (Trainings-)Leben ungemein. Das spielerische Element bleibt dabei allerdings meistens auf der Strecke. Dies baue ich außerhalb der strukturierten Trainingsphasen umso öfter ein. Dann kommt auch mehr die Autoregulation zum Einsatz.

Um zu solchen Erkenntnissen zu kommen, sind derartige Erlebnisse wie das eingangs beschriebene mit den Eichhörnchen nicht unbedingt erforderlich. Sie können jedoch dabei helfen, sich (immer) wieder daran zu erinnern. Einfach ist schön, einfach ist effizient, einfach fühlt sich richtig an; es ist aber nicht unbedingt leicht 😉 .

Dein Peter Buchmann

 

Titelfoto: Pixabay.com © „Eichhörnchen“, Bildnachweis nicht erforderlich

 

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