Barfuß Laufen -die Vorgeschichte-

Damals…

…Ende 2011 oder Anfang 2012 stieß ich das erste Mal auf die FiveFingers®. Ich weiß nicht mehr genau wo (ich glaube in dem Buch „Der 4-Stunden Körper„), ich weiß nur, dass ich damals dachte „Ja, das hat was, die muss ich haben“. Dann, es war im Juli 2012, war ich mit meiner Familie in Hamburg, und siehe da, in einem der Geschäfte sah ich die FiveFingers®. Fünf Minuten später gehörten sie mir. Meine damals neunjährige „kleine“ Tochter war von den Schuhen auch begeistert. Ich versprach ihr zwei Paar solcher Schuhe zu ihrem achtzehnten Geburtstag. Vor ein paar Wochen sprach meine Tochter mich wieder auf die FiveFingers® an. Ich weiß schon was ich ihr zum  achtzehnten Geburtstag schenken werde 💡 .

Ich begann sofort mit dem Laufen in den FiveFingers®. Da ich damals schon etliche Jahre des Vorfußlaufens „in den Knochen hatte“, fiel mir der Einstieg leicht. Der längste „barfuß“-Trainingslauf erstreckte sich damals über achtzehn Kilometer. Auch bei einem oder zwei 10 km-Wettkämpfen trug ich diese Barfußschuhe. Daneben hatte ich aber auch noch zwei bis drei Paar natural running-Schuhe, die  ich abwechselnd  zum  Laufen anzog. Dünne Sohle, Null Sprengung, keinerlei Stützen und relativ breite Zehenbox, das mussten meine Laufschuhe bieten. Anfangs war es nicht leicht, passende Modelle zu finden. Mit der Zeit wurde es aber immer besser, denn natural running wurde immer mehr hoffähig.

Als die Schmerzen begannen 🙁 

Eines Morgens spürte ich plötzlich Anlaufschmerzen, anfangs nur in den Achillessehnen. Die ersten  eins, zwei Kilometer meiner morgendlichen Laufrunde waren auf einmal ziemlich schmerzhaft. Danach wurde es besser und ich konnte auch fünfunddreißig Kilometer schmerzfrei rennen. Kurze Zeit später gesellten sich Schmerzen unter der Fußsohle dazu. Auch dieser Schmerz ließ nach eins, zwei Kilometern nach. Sobald ich dann zur Ruhe kam, kam der Schmerz wieder, und zwar jedes Mal, wenn ich aufstand und ein paar Meter gehen wollte. Er wurde chronisch.

Ich kam mir auf einmal wie ein alter Krüppel vor. Das Ganze entbehrte nicht einer gewissen Ironie, denn einerseits fühlte ich mich fit (nein, ich verfügte „nur“ über eine gute Ausdauer), und so wurde ich auch von anderen wahrgenommen, andererseits konnte ich nicht mehr schmerzfrei gehen. Dann kam der Zeitpunkt, an dem ich meine Lauferei in Frage stellte. Macht das, was ich hier mache, einen Sinn? Ist das mein Weg? Nein, das war er nicht.

Fast zeitgleich mit der „Entdeckung“ der FiveFingers® entdeckte ich die „alternative Form der Marathonvorbereitung“. Diese zu praktizieren, begann ich  aber erst später. Im Sommer/ Herbst 2013 reduzierte ich meine Laufumfänge und machte mehr Kraft und Kraftausdauertraining. Kurze Zeit später gesellte sich die Beweglichkeitsarbeit dazu. Im Frühjahr 2014 bereitete ich mich so erstmals auf einen Marathon vor. Im Oktober 2014 fing ich dann mit dem Bloggen an, denn es war und ist mir immer noch eine Herzensangelegenheit, allen Läufern laut zuzurufen:

„Hey Ihr da draußen, lauft nicht nur, sondern macht auch funktionelles Krafttraining und arbeitet an eurer Beweglichkeit!“.

Auch nach der Reduzierung meiner Laufumfänge blieb ich nicht von Fußschmerzen verschont. Es gipfelte im Mai 2016 nach dem BIG 25 darin, dass ich nach dem Wettkampf -ich habe ihn fast noch genießen können- beinahe nicht mehr gehen konnte. Ich beschloss, eine längere Laufpause einzulegen. Sie dauerte  ganze drei Monate.  In den anschließenden zwei Monaten lief ich ca.  15 km pro Woche.

Die Ursachenforschung

Ich zog in den letzten zwei, drei Jahren die FiveFingers® nicht mehr an, denn es fühlte sich für mich nicht mehr gut an. Ich war mir nicht sicher, ob der Barfußlauf nicht dazu beitrug, dass ich an beiden Füßen einen Fersensporn bekam. War er vielleicht sogar ursächlich dafür? Ich analysierte auch andere Faktoren, die als mögliche Ursachen meiner Probleme in Frage kamen. Letztlich machte ich den Vorfußlauf in Verbindung mit starker Supination als Hauptursachen für meine Probleme aus. Hinzu kamen verhärtete Wadenmuskulatur und eine eingeschränkte Zehenbeweglichkeit -mein Großzeh am linken Fuß musste im Endgelenk versteift werden als ich einundzwanzig Jahre alt war (die Alternative war eine Amputation  😥 ). Das wirkt sich heute noch negativ auf die Beweglichkeit meiner Zehen aus und trägt zu einer höheren Spannung der Plantarsehne bei-.

Als der Schmerz nachließ

Seit Oktober letzten Jahres laufe ich wieder schmerzfrei. Vor sechs Tagen lief ich sogar wieder einen Marathon, und das ohne jegliche Probleme/ Schmerzen (darüber schreibe ich kurzfristig einen separaten Beitrag). Meine beiden Freunde, die Fersensporne am rechten und linken Fuß, sind noch da. Ich spüre sie zwar immer wieder, habe jedoch die meiste Zeit keinerlei Beschwerden. Meine Achillessehnen sind mittlerweile geschmeidig und auch meine Wadenmuskeln fühlen sich gut an. Ich stehe morgens auf und gehe völlig schmerzfrei ins Bad. Der Anlaufschmerz ist komplett verschwunden. Dabei denke ich gelegentlich an die Zeit zurück, als mir jeder Schritt weh tat 🙁 .

Neben viel Beweglichkeitsarbeit für meine Füße und Beine habe ich meinen Laufstil dahingehend angepasst, dass ich jetzt mehr auf dem Mittelfuß laufe. Meine Supinationstendenz ist zwar immer noch vorhanden, jedoch deutlich weniger stark ausgeprägt als damals. Das Laufen macht mir wieder ab dem ersten Meter Spaß (außer, wenn ich „richtig trainiere“  😉 ).

Zurück zum Barfußlauf

Ich habe mich aufgrund der langen Vorgeschichte lange Zeit nicht getraut, das Thema Barfußlaufen aufzugreifen, auch wenn ich schon oft darüber nachdachte. Ich hätte nicht authentisch gewirkt, wenn ich für den Barfußlauf plädiert hätte.  Deshalb ließ ich´s lieber bleiben.

Nun bin ich (wieder) soweit, mir selbst zu beweisen, dass Barfußlaufen die natürlichste Bewegung des Menschen ist. Ganz barfuß geht meistens nicht, denn dafür gibt es heutzutage zu viele asphaltierte Wege und andere harte Untergründe, dazu noch Steine, Glasscherben etc. Abhilfe schaffen hier Barfußschuhe.

Barfußschuhe trage ich seit einigen Jahren sowohl bei der Arbeit im Büro als auch in der Freizeit; nur nicht beim Laufen. Meine letzten „normalen“ Schuhe -es waren uralte Winterschuhe, bei denen sich die Sohle ablöste- entsorgte ich im März dieses Jahres. Es fühlte sich unnatürlich und auch nicht gut an, Schuhe mit erhöhter Ferse (Sprengung) zu tragen. Ich bin überzeugter „Barfußgeher“. Nun will ich auch noch überzeugter Barfußläufer werden.

Ich werde demnächst wieder mit dem Barfußlaufen beginnen. Es werden nicht gleich wieder achtzehn Kilometer am Stück sein. Ich werde es ruhig angehen lassen, auch wenn meine Fuß- und Wadenmuskeln sehr gut darauf vorbereitet sind. Die Sehnen, Bänder und Gelenke dürften keine Probleme machen, denn bei meinem aktiven Mittelfußlaufstill werden die Aufprallkräfte hauptsächlich von der Muskulatur abgefangen. Meine besondere Aufmerksamkeit wird wegen der Fersensporne den Plantarsehnen gelten.

Über meine weiteren Erfahrungen und Erkenntnisse beim Barfußlaufen werde ich demnächst wieder berichten.

Solltest du ähnliche Erfahrungen gemacht haben, teile sie gerne mit uns. Vielleicht hilfst du damit dem einen oder anderen, der in einer ähnlichen Situation steckt wie ich damals. Auch, wenn du bereits barfußläufer bist, würden mich deine bisherigen Erfahrungen interessieren. Über Kommentare freue ich mich.

Dein Peter Buchmann

 

Foto: Pixabay.com, ©  „strecosa“

10 Gedanken zu „Barfuß Laufen -die Vorgeschichte-“

  1. Sehr interessanter Artikel. Zeigt er doch, dass der Umstieg auf’s Barfußlaufen nicht ohne ist. Ich kann z.B. keinen einzigen Kilometer mit meinen FiveFingers joggen ohne dass mir hinterher die Schienbeine schmerzen.
    Stattdessen gehe ich mit denen aber sehr gerne in den Bergen zum Wandern. Das reicht mir.

    1. Hi Marco,
      ich weiß es wirklich nicht, ob bzw. inwieweit das Barfußlaufen zu meinen Fußproblemen beigetragen hat. Wie im Artikel beschrieben sehe ich die Ursachen eher woanders. Sollte ich erneut Probleme bekommen, sobald ich wieder mit dem Barfußlauf begonnen habe, wäre es eindeutig. Dann bliebe ich auch beim Barfußgehen :-).
      Ich finde es super, dass Du die FiveFingers in den Bergen trägst, insbesondere wenn ich mir die typischen Wanderstiefel vorstelle. Ich denke, komische Blicke von anderen Bergwanderern sind dir sicher :-).
      Viele Grüße,
      Peter

  2. Hallo Peter,

    ich habe auch meine Erfahrungen mit Barfußschuhen gemacht. Nach mehreren üblen Muskelproblemen in den Waden, auch noch nach längerer Eingewöhnungsphase, ziehe ich sie nur noch für kurze Strecken so bis max. 8 km an.
    Ähnlich wie bei dir, bin ich auf der Suche nach Schuhen mit wenig Dämpfung, wenig Sprengung, keinerlei Stützen und auf jeden Fall breite Zehenbox. Welche Schuhe kannst du da empfehlen?

    Beste Grüße,
    Hans

    1. Hallo Hans,
      vielen Dank für Deinen kurzen Erfahrungsbericht.
      Die Waden sind in der Tat oft der limitierende Faktor beim Vorfuß-/Mittelfußlauf. Dies gilt umso mehr, je minimalistischer die Schuhe sind.
      Ich habe früher sehr gerne den New Balance Minimus Road 00 V2 gelaufen. Diesen Schuh gibt es leider nicht mehr. Ich weiß nicht, ob es ein Nachfolgemodell gibt, das evtl. nur anders heißt. Gut fand ich auch den Brooks Pure Drift, weiß aber nicht, ob es den auf dem Markt noch gibt (ggf. auch Nachfolgemodell?). Aktuell habe ich nicht so den großen Überblick was natural running-Schuhe angeht. Ich will kurzfristig ein/zwei Paar Barfußschuhe testen und darüber etwas schreiben (vielleicht auch ein Video dazu).
      Viele Grüße,
      Peter

  3. Hallo Peter,

    ich probiere das zurzeit ohne Fivefingers oder ähnliche Zwischenstufen. Im nahe gelegenen Stadion bis ich sofort ca. 4 Km auf dem Rasenrand gelaufen, Barfuß. Am nächsten Tag hatte ich um die Fußgelenke herum nur ein latentes Gefühl von Starre bzw., dass sich das Gewebe dort etwas „fester“ anfühlte. Das habe ich zweimal in der Woche gemacht. Keinerlei Komplikationen oder Einschränkungen. In der zweiten Woche war nichts mehr zu spüren von der anfänglichen Steifigkeit. Leider wurde mir das in der letzten Wochen zu kalt und zu naß. Jetzt pausiere ich erstmal, fange aber bei etwas anderen Temperaturen wieder damit an. Das Tempo war natürlich nicht hoch gewählt. Ich habe aber gegen Ende drei schnelle Steigerungsläufe á ca. 80 Meter eingebaut. Hier hatte ich, das ist interessant, ein besseres Gefühl gegenüber dem Traben im 6-Min.-Tempo.

    Gruß
    Dieter

    1. Hi Dieter,
      ganz barfuß zu laufen, ist natürlich back to nature pur 🙂 . Ich beabsichtige viel mehr barfuß zu gehen, sobald die Temperaturen zweistellig werden. Ich muss mal schauen wie lange und vor allem wo es geht (ich denke, meine kurze Runde mit dem Hund wird für den Anfnag gut sein). Barfuß laufen werde ich sicherlich öfter im Rahmen des Auslaufens nach dem Training mit „meinen Spiridonis“. Das sind dann aber nur 400 bis 800 Meter. Ansonsten werde ich wohl eher Barfußschuhe zum Laufen anziehen.
      Dein besseres Gefühl bei den Steigerungsläufen kann ich mir mit mehr Muskelaktivierung, insb. in den Waden, erklären. Interessant ist es aber tatsächlich. Vielleicht wird der nächste 100m-Weltrekord barfuß aufgestellt; wer weiß :-).
      Viele Grüße,
      Peter

  4. Ich laufe seit dem Frühjahr 2017 (wieder) Barfuss. Überall wo es geht. Dort wo die Gesellschaft oder der Boden es unmöglich machen trage ich Barfussschuhe. Seit dem sind meine Schmerzen in der Hüfte und auch im Rücken wesentlich besser geworden und auch ich selbst bin wieder mehr „geerdet“. Es fühlt sich gut an Natur zu spüren. Auch wenn es Regen oder Matsch ist. Es mag sich vielleicht komisch anhören. Aber wenn ich spazieren gehe und dabei über etwas nachdenke, muss ich barfuss viel mehr auf MEINEN Weg achten, was mir scheinbar auch hilft bei Entscheidungen nicht immer nur auf die anderen zu achten.
    Schade, dass Barfusslaufen nicht gesellschaftsfähig ist.
    LG Mel

    1. Hallo Mel,
      ein toller Kommentar; Vielen Dank. Du achtest beim Barfußgehen mehr auf DEINEN weg, weil du dabei insgesamt viel mehr im Hier und Jetzt bist. Das liegt daran, zumindest ist es meine Erfahrung, dass du allgemein mehr darauf achtest/ achten musst, wo du hintrittst. Da ist weniger Spielraum für Ablenkung.

      Ich gebe dir Recht, Barfußgehen ist nicht wirklich gesellschaftsfähig. Ich glaube, viele fühlen sich etwas provoziert, wenn jemand barfuß an ihnen vorbeigeht. Es ist ein schmaler Grat zwischen „sein Ding durchziehen“ und „andere vor den Kopf stoßen“. Ich freue mich jedenfalls schon darauf, wenn die Temperaturen wieder steigen und ich meine morgendliche Runde mit unserem Hund wieder barfuß gehen kann 🙂 .
      Viele Grüße
      Peter

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